Dominik Prokop im Interview: "Da sind wir mental in ein Loch gefallen"

Von Fabian Santner
Dominik Prokop ist schon jetzt ein Austria-Urgestein
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SPOX: Ist ein Wechsel ins Ausland auch eines dieser Ziele?

Prokop: Als junger Spieler in Österreich sollte das Ausland immer das Ziel sein. Damit will ich nicht die österreichische Liga schlechtreden. Aber wenn man die Qualität hat- und ich bin davon überzeugt, dass ich das schaffen kann - dann sollte es das Ziel sein, das Maximale aus der eigenen Kariere rauszuholen und das ist nun mal das Ausland. Wann das passieren wird, kann man nicht sagen. Im Moment bin ich jedenfalls sehr glücklich, bei der Austria zu sein und was die Zukunft bringt, wird man sehen.

"Ich bin großer Lionel-Messi-Fan"

SPOX: Gibt es Präferenzen, wohin die Reise irgendwann einmal gehen soll?

Prokop: Am meisten angetan hat es mir schon immer die spanische Liga, Ich bin ein großer Barcelona-Sympathisant, ein großer Lionel Messi-Fan. Als ich sieben, acht Jahre alt war, war Ronaldinho mein erstes Idol, das hat mich ganz einfach geprägt. Der offensive Spielstil würde mir sehr entgegenkommen.

SPOX: Die Austria hat im Sommer einen Umbruch vollzogen, vor allem in der Offensive kamen viele neue Spieler. Wie geht man damit um? Gab es vielleicht sogar Wechselgedanken?

Prokop: Wechselgedanken hatte ich keine, denn Konkurrenz ist immer gut und belebt das Geschäft. Am Ende setzt sich Qualität durch. Ich arbeite hart an mir, und versuche ständig, mich zu verbessern. Von dem her habe ich nie gedacht: "Puh, noch mehr Konkurrenz, blöd". Ganz und gar nicht, ich nehme diese Herausforderung an. Außerdem ist es für unseren Kader gut, wir haben unheimlich an Breite gewonnen, das macht uns - und auch mich persönlich - nur stärker.

SPOX: Die Austria durchlebte im Frühjahr eine äußerst turbulente Phase. Es gab einen Trainerwechsel, der Sportdirektor musste auch gehen. Wie haben sie diese Zeit erlebt?

Prokop: Das Frühjahr war eine sehr schwierige Situation, wir hatten viele Verletzte, das Stadion war noch nicht fertig, wir mussten in Steinbrunn trainieren. Dort wurde uns zwar alles geboten, wir hatten super Voraussetzungen, aber es ist dann doch etwas anderes, wenn man zu Hause im eigenen Stadion trainiert und spielt. Es sind einfach viele Dinge zusammengekommen. Wir sind dann mental in ein Loch gefallen und haben uns alle sehr schwer getan. Es war ein hartes Frühjahr, aber für einen jungen Spieler wie mich vielleicht war es vielleicht sogar ganz gut, wenn man in so einer frühen Phase der Karriere erlebt, dass es nicht nur bergauf geht. Wie verhalte ich mich, wenn die Mannschaft - wenn wir alle - nicht gut drauf sind? Das war ein Charakter-Test. Wie reagiere ich, was mache ich, wie versuche ich mich und die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen? Es war auch eine sehr lehrreiche Zeit.

Dominik Prokop
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Dominik Prokop erzielte sein erstes Pflichtspiel-Tor für die Austria gegen die Roma

Dominik Prokop: Hilfe vom Vater, dem Mentaltrainer

SPOX: Sie sprechen das Mentale an: wie sehr hilft ihnen in solchen Situationen ihr Vater, der ja Mentaltrainer ist?

Prokop: Wir machen schon viele Sachen zusammen: Visualisierungsübungen, immer wieder gewisse Dinge im Kopf durchgehen, Entspannungsübungen, um den Druck fallen zu lassen. Wir führen auch sehr viele Gespräche, was mir immer wieder zu Gute kommt. Von dem her kann ich mich da glücklich schätzen. Aber auch meine Mutter hilft mir in so Situationen und spricht mit mir über andere Sachen als Fußball, was eine ganz gute Ablenkung ist.

SPOX: Wie fällt Ihr Fazit zur bisherigen Saison der Austria aus?

Prokop: Es ist klar, dass nach dem Umbruch im Sommer noch nicht alle Mechanismen greifen, dass wir noch nicht hundertprozentig da sind, wo wir hinwollen. Es ist bislang ganz okay. Aber nicht mehr und auch nicht weniger. Wir stehen auf Platz vier, das ist in Ordnung, das Altach-Spiel tut allerdings ein bisschen weh. Es gibt noch viele Dinge, die wir verbessern können. Je länger die Saison dauert, desto besser werden wir in Schuss kommen.

SPOX: Es fällt auf, dass sich vor allem die Offensive schwer tut. Die Austria hat in der Liga bislang erst zehn Tore erzielt. Woran liegt das?

Prokop: Wir haben sehr viele gute Spieler hinzubekommen, wir haben sehr viel rotiert, es haben immer wieder andere gespielt, auch weil immer wieder Spieler verletzt waren und noch sind. Da fehlen dann manchmal Kleinigkeiten, zum Beispiel gewisse Laufwege oder wohin der entscheidende Pass gespielt wird. Das hat oft noch nicht gepasst, aber mit der Zeit wird das besser.

"Ich denke schon, dass sich viel innerhalb der Mannschaft verändert hat"

SPOX: Wenn Sie die Mannschaft vom Frühjahr mit der von jetzt vergleichen müssten, was fällt Ihnen da auf? Sind nur die Spieler neu, oder ist der Zusammenhalt auch ein anderer?

Prokop: Ich denke schon, dass sich viel innerhalb der Mannschaft verändert hat. Wir sind jetzt in der Generali Arena zu Hause, spielen und trainieren hier, es kommen mehr Fans, das macht natürlich auch viel aus. Wir haben super Typen in die Mannschaft bekommen, wirklich alle top, und wir sind als Team in dieser kurzen Zeit schon zusammengewachsen, verstehen uns wirklich gut. Da ist keiner dabei, der irgendwie Probleme macht. Das ist auch ein Grund, warum ich überzeugt bin, dass wir immer besser in Fahrt kommen werden, je länger die Saison dauert.

SPOX: Sie sprechen jetzt schon zum zweiten Mal das neue Stadion an. Das hat es Ihnen angetan oder?

Prokop (lacht): Auf jeden Fall. Wenn man sieht, was hier entsteht, auch mit dem ganzen Drumherum, ist das einfach super. Das Stadion ist richtig schön geworden. Es ist das schönste in Österreich. Es macht einfach richtig Spaß, wenn man da rausgeht vor dem Spiel und die Fans sieht, das gibt noch ein paar Prozent extra, die man manchmal braucht und uns als Team helfen.

SPOX: Am Sonntag steht das Schlagerspiel gegen den SK Sturm an. Im Cup gab es vor einem Monat nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit einen 2:0-Sieg und Sie steuerten den zweiten Treffer bei. Was ist am Sonntag drin?

Prokop: Defensiv war die zweite Halbzeit ganz gut, in der Ersten haben wir ein bisschen zu viel zugelassen. Wir werden das Spiel ähnlich anlegen und uns auf unsere Stärken fokussieren und diese auch ausspielen. Wenn wir dann auch noch so effizient sind wie letztes Mal, bin ich guter Dinge, dass wir gewinnen.

SPOX: Ist es eigentlich innerhalb der Mannschaft ein Thema, dass so viele Spieler mit Sturm-Vergangenheit in Reihen der Austria stehen?

Prokop: Das ist eigentlich egal. Fast jeder hat bei irgendeinem anderen Verein eine Vergangenheit. Es ist jetzt nun mal durch Zufall so, dass viele Spieler mit Sturm-Vergangenheit bei uns sind. Aber das ist bei uns kein Thema. Jeder identifiziert voll und ganz mit der Austria und jeder ist bereit auf dem Platz 100 Prozent für den Verein und für die Fans zu geben.

Dominik Prokop: Seine Leistungsdaten bei der Austria

SaisonSpieleToreVorlagenMinuten
2018/19101-605
2017/1842862.886
2016/17182-558
2015/161--14
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