Marko Kvasina vom SV Mattersburg im Interview: "Daran bin nur ich alleine schuld"

Kvasina wechselte im Sommer zum SV Mattersburg.
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SPOX: Nach dem Saisonauftakt freuten Sie sich, dass sie bei einem Verein seien, der einen Einserstürmer in ihnen sehe. Ist das nach wie vor so?

Kvasina: Das Blatt hat sich natürlich gewendet. Unter Herrn Baumgartner war es nach meiner guten Vorbereitung klar, dass ich von Beginn an spielen werde. Bei der ersten Besprechung in der Kabine mit dem neuen Trainer hieß es, die Karten seien neu gemischt, jetzt könne sich jeder beweisen.

SPOX: Damit sind auch Martin Pusic und der im Probetraining stehende Philipp Prosenik gemeint. Waren Sie enttäuscht, dass der Verein sich um weitere Stürmer bemühte?

Kvasina: Gar nicht. Eine Konkurrenz ist immer gut und wichtig für die Entwicklung eines Spielers. Wenn ich als einziger Stürmer neben Patrick Bürger in die Saison gegangen wäre, hätte ich nicht diesen Konkurrenzkampf gehabt wie jetzt. Das gibt mir nur noch mehr Gründe, Gas zu geben. Ich bin ja nicht da, um wieder so eine schlechte Saison wie bei Twente zu haben.

SPOX: Gutes Stichwort. In einem Interview mit SPOX vor etwas mehr als einem Jahr haben Sie erzählt, sie hätten bei der Austria in den letzten Jahren "nur Scheiße gefressen". Nach dem Bundesliga-Auftakt sagten Sie im Sky-Interview exakt denselben Satz. Lief es bei Twente um keinen Deut besser als bei der Austria?

Kvasina: Es war meine erste Auslandsstation, ich lebte alleine in Holland, das war eine schwere Zeit. Zu Beginn spielte ich noch sehr viel, unter einem Trainer, der mich damals unbedingt verpflichten wollte. Klar, in den ersten Spielen vergab ich die eine oder andere Möglichkeit, wo ich eigentlich treffen hätte müssen. Ich glaube, das war schon ausschlaggebend, denn hätte ich zu Beginn zwei, drei Tore gemacht, wäre die Saison anders verlaufen. Daran bin nur ich alleine Schuld. Dann gab es einen Trainerwechsel, und es wurde auf gut Deutsch "komplett org".

Kvasinas Gastspiel bei Enschede war durchwachsen.
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Kvasinas Gastspiel bei Enschede war durchwachsen.

SPOX: Erzählen Sie uns davon.

Kvasina: Er hat aus verschiedenen Gründen nicht mehr auf mich gesetzt. Die Motivation im Training war schnell weg, da der Trainer andere Spieler bevorzugte. Das kann Michi Liendl bestimmt auch bestätigen, dem ging es ähnlich. Hinzu kam die Position im Tabellenkeller, von außen kam viel Kritik, und ich bin froh, dass mein Niederländisch nicht so gut war. Hätte ich die Zeitungen gelesen, wäre es bestimmt noch schwieriger gewesen, das wegzustecken. Übers Fernsehen habe ich aber ein wenig mitbekommen, den Abstieg haben sich die Fans eigentlich nicht verdient. Ich bin mir sicher, dass sie es heuer gleich wieder rauf schaffen.

Marko Kvasina: "Mattersburg hatte immer große, kräftige Stürmer"

SPOX: Wie kam dann der Wechsel zu Mattersburg zustande?

Kvasina: Das war mit dem Abstieg von Twente eigentlich beschlossene Sache. Wenn ich mich richtig erinnere, dann hat Mattersburg immer auf einen großen, kräftigen Stürmer gebaut, das kommt mir natürlich entgegen. Ich war sehr froh, dass Mattersburg eines Tages den Schritt auf mich zumachte und Herr Gligorski mich anrief, um über ein Engagement zu sprechen.

SPOX: Was hat für Mattersburg gesprochen? Gab es noch andere Optionen?

Kvasina: Da weiß mein Berater mehr. Ich habe aber eigentlich alles ausgeblendet und wollte unbedingt nach Mattersburg, dort hat alles gepasst: Der Betreuerstab kannte mich schon von Zeiten bei der Wiener Austria, ich wusste also, wie das Training abläuft. Zudem konnte ich wieder zu meiner Familie nach Wien zurückkehren, und Twente hat mir trotz meines langfristigen Vertrags keine Steine in den Weg gelegt.

Marko Kvasinas Leistungsdaten

SaisonSpieleToreAssistsEinsatzminuten
2018/1964-271
2017/18191-753
2016/172712623
2015/1627982.198
2014/15361232.493

SPOX: Bei Twente spielten Sie mit Michael Liendl und Cristian Cuevas, jetzt sind Sie Konkurrenten. Haben Sie privaten Kontakt zu beiden Spielern?

Kvasina: So viel ich weiß, wohnt der Michi jetzt in Graz, wir schreiben uns ab und zu. Mit Cuevas unternehme ich regelmäßig etwas in Wien. Ich weiß von meiner Zeit in Enschede, dass es nicht immer einfach ist in einer neuen Stadt. Deshalb genieße ich es, mit ihm rauszugehen und ihm die Stadt zu zeigen. Er ist ein sehr netter Typ.

SPOX: Ist ein Engagement im Ausland nach wie vor Ihr Ziel?

Kvasina: Wer in meinem Alter das Ausland, etwa die deutsche oder englische Liga, nicht im Blick hat, wäre fehl am Platz. Dazu gehört aber eben auch, in Österreich eine gute Saison zu spielen und seine Tore zu machen. Ich hoffe, dass es nach einer gewissen Zeit - das muss jetzt nicht im nächsten Sommer sein - wieder ein Thema wird.

SPOX: Würden Sie heute denselben Schritt machen wie vor einem Jahr oder hätten Sie sich im Nachhinein doch lieber einem anderen Klub in Österreich anschließen sollen?

Kvasina: Ich hätte es wahrscheinlich wieder gemacht. Das war sicher eine gute Erfahrung für mich. Vielleicht wäre es besser gewesen, in Österreich noch eine Saison zu spielen. Ich habe unter Thorsten Fink auch nicht viele Minuten bekommen, dann aber den großen Schritt in eine etwas bessere Liga zu machen, war bestimmt riskant. Wenn solch ein Traditionsverein dir ein Angebot macht, kannst du schwer das ablehnen.

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