Eze: Nicht nur ein Perspektivspieler

Emeka Eze wechselte spät im Sommer zu Sturm
© GEPA

"Mir sind echt die Zehen abgefroren", erinnert sich Emeka Eze mit Schaudern an das vergangene halbe Jahr zurück und lacht. Erst im März übersiedelte der Neo-Sturm-Angreifer von Kamerun nach Rovaniemi in Finnland. In Lappland, nahe dem Polarkreis, haben schon viele ihre Zehen gelassen. Der 20-jährige Nigerianer nahm den Kulturschock cool.

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"Die Umstellung fiel mir grundsätzlich nicht schwer, aber die Kälte und der Schnee haben mir zugesetzt", sagt Eze im Gespräch mit SPOX. Da fühlt sich Graz vergleichsweise mediterran an. "Mir wurde schon gesagt, dass es in Graz im Winter auch kalt wird. Aber bestimmt nicht so schlimm wie in Rovaniemi."

Ganz bestimmt nicht. Aber zumindest seine lange Reise hat vorerst ein Ende. Eze, in der Millionenstadt Lagos geboren, wechselte mit 17 Jahren nach Kamerun. In Liga zwei traf er in zwei Saisonen 40 Mal, wurde Torschützenkönig und Spieler der Saison. Nach einem erfolgreichen Abstecher bei Aigle Royal wagte Eze den Sprung zu Rovaniemen Palloseura und erzielte in 21 Spielen sieben Tore.

"Ich habe schnell gemerkt, dass ich in Europa mithalten kann, wenn ich hart arbeite. Im Gegensatz zu anderen habe ich immer an mich geglaubt. Und schließlich wurde ich der Top-Scorer bei meinem Verein", sagt Eze, der als Mentalitätsmonster durchgeht.

Sturm hatte Eze schon länger im Blick

Ende der Frühjahrssaison bekam Sturm den Hinweis, dass in der Veikkausliiga ein interessanter Offensivmann kickt. Sportdirektor Günter Kreissl begann zu recherchieren und durchforstete mit Scout Imre Szabics Videomaterial. Anschließend begab sich Samir Muratovic, ebenfalls Sturm-Scout, selbst nach Finnland, um Eze zu beobachten. Über drei Monate behielten die Grazer Eze im Blick.

"Wir haben die Personalie in der Hinterhand gelassen", erklärt Kreissl SPOX den Transfer. Durch den Verlust von Romano Schmid öffnete sich dann eine Türe: "Wir haben einen verheißungsvollen Offensivspieler durch einen anderen ersetzt." Was demnach für Eze sprach: Körperliche Robustheit, Kraft, Schnelligkeit, Qualitäten im eins gegen eins. "Aber es ist noch genügend Entwicklungsraum da", bremst Kreissl. "Taktisch und im Defensivverhalten. Wir brauchen auch etwas Geduld."

Eze: Nicht nur ein Perspektivspieler

Ezes hohe Lernfähigkeit macht Kreissl aber Hoffnung, dass seine Entdeckung schnell helfen kann. "Wenn du dem Weihnachtsmann einen Brief schreibst, schickst du ihn nach Rovaniemen. Der Bursche wurde von Kamerun nach Rovaniemen verfrachtet und spielte sich innerhalb kürzester Zeit in die Startelf. Und dabei hat er viele Tore und Vorlagen abgeliefert. Das hat uns beeindruckt, weil Spieler bei einem kompletten Kulturwechsel oft Zeit für die Adaptierung benötigen. Das war bei ihm nicht der Fall. Das war ein Mosaikstein, der uns beeindruckt hat", sagt Kreissl.

"Ich traue ihm zu, auch schon in der ersten Saisonhälfte eine gute Rolle spielen zu können. Die Eindrücke im Training sind sehr gut." In der Liga gewährte ihm Foda zwei Kurzeinsätze, im Cup gegen Anif durfte der 185-Zentimeter-Stürmer in der Startelf ran. Akklimatisierungsprobleme verspürt Eze in Graz jedenfalls nicht. Landsmann Bright Edomwonyi riet ihm zum Transfer. Eine gute Entscheidung, wie Eze betont.

"Ich bin noch nicht lange hier, aber ich liebe Graz jetzt schon sehr. Ich liebe die Mannschaft und die Stadt. Mir gefällt, wie die Menschen hier miteinander umgehen, die Mentalität", schwärmt er. "Die Spieler sind extrem freundlich zu mir. Dank ihnen fühle ich mich wie zuhause. Und ich mag ihren Humor." Und auch Trainer Franco Foda hilft: "Er spricht wie ein Vater mit mir, ich mag das."

Über seine mittelfristigen Ziele ist sich Eze bereits im Klaren: Ein Platz in der Startelf soll her. "Aber ich muss mich auf jeden Fall noch verbessern, auf den Trainer hören und die Spielanlage der Mannschaft studieren. Dann glaube ich an meine Chance, Stammspieler zu werden."

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