Was sich Rapid von Bolingoli erwarten kann

Boli Bolingoli-Mbombo im Porträt
© GEPA

Am Anfang war die Verwirrung. Das belgische Medium Het Nieuwsblad vermeldete Boli Bolingoli-Mbombos Wechsel zur Wiener Austria und erlaubte sich damit eine heikle Verwechslung. Denn während die belgischen Reporter bei der Stadt noch richtig lagen, landete der Außenspieler vom FC Brügge beim SK Rapid. Der 21-Jährige unterschrieb in Hütteldorf schließlich bis Sommer 2020.

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Doch wer ist der athletische 180-Zentimeter-Außenbahnspieler eigentlich? Bolingoli wurde im Juli 1995 wie seine prominenten Cousins Romelu (Everton) und Jordan Lukaku (Lazio) in Antwerpen geboren. Dort begann er seine Karriere in der Talenteschmiede von Germinal Beerschoot, die bereits Superstars wie Jan Vertonghen, Thomas Vermaelen oder Radja Nainggolan herausbrachte. Mit 14 Jahren wechselte er zum FC Brügge, wo er schließlich 2013 sein Profi-Debüt gab.

Bolingoli-Mbombo kommt als Linksverteidiger

In den ersten Spielen beackerte Bolingoli den linken und rechten Flügel, dann häuften sich die Einsätze in der Außenverteidigung. Jene Position, auf der er auch von Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel gesehen wird. "Auf der Position des linken Außenverteidigers hatten wir absoluten Handlungsbedarf, diese zusätzlich zu Thomas Schrammel, der ein sehr wertvoller Spieler in unserem Kader ist, zu besetzen, hatte oberste Priorität", so der Schweizer in einer Aussendung.

In Brügge konnte sich Bolingoli links hinten aber nie festspielen. Immer wieder wurde er auf den Flügel geschoben, Startelfeinsätze in der Abwehr waren eine Seltenheit. Seine Schnelligkeit machten ihn zum Rollenspieler und Waffe im Konter. Nach einer Saison mit vielen Kurzeinsätzen verlieh ihn Brügge 2016 zum Ligakonkurrenten VV St. Truiden, wo er in allen Bewerben 31 Einsätze absolvierte. Einige davon in der Abwehr. Für den FC Brügge spielte er sich aber nicht ausreichend ins Rampenlicht. Und so bekam Rapid die Gelegenheit zuzuschlagen. Ein interessantes Detail am Rande: Sein Coach bei St. Truiden, Ivan Leko, heuert im Sommer bei Brügge an. Dennoch spielte Bolingoli in seinen Plänen keine Rolle.

Rapid beobachtete den Belgier schon länger

Ein Schnellschuss war Rapids erster Sommertransfer jedenfalls nicht. "Boli Bolingoli haben wir seit einigen Monaten auf dem Radar und auch mehrfach beobachtet. Er ist ein unkonventioneller Spieler, der mit seinem außergewöhnlichen Stil auch für Aufregung sorgen wird", sagt Bickel über seinen Neuen. Mit Schrammel soll er sich nun um den Platz in der linken Verteidigung matchen. Ein kleines Experiment, das durchaus zweierlei Ausgang haben könnte. Wird er zur Schwachstelle in der Defensive? Oder ein moderner Außenverteidiger mit Zug ins Angriffsdrittel?

George Notts, Fußball-Analytiker für Football Radar, der aus beruflichen Gründen kein Spiel der ersten belgischen Liga verpasst, ist zwiegespalten. "Bolingoli ist ein interessanter Spieler, keine Frage", sagt Notts im Gespräch mit SPOX. "Bei Brügge hat er mich nicht überzeugt. Und auch bei St. Truiden zunächst nicht. Gegen Ende der Saison hat er sein Spiel aber deutlich verbessert." Seine Stärken? "Seine größte Waffe ist seine Schnelligkeit, keine Frage. Mit und ohne Ball. Dann kommt aber länger nichts. Seine Flanken aus dem Halbfeld sind recht schwach. Am besten kommt er zur Geltung, wenn er im Angriffsdrittel Stangelpässe spielen kann."

Seine Idealposition sieht Notts weder in der Viererkette noch ganz vorne am Flügel. "Sein Defensivspiel hat mich noch nicht überzeugt. Ich persönlich glaube nicht, dass er als Linksverteidiger in der Viererkette stabil agieren kann. Die linke Wing-Back-Position könnte für ihn hingegen ideal sein." Als Flügelspieler im Mittelfeld vor einer Dreierkette könnte Bolingoli-Mbombo zumindest taktische Variabilität gewähren. Jene Variabilität, die Rapid-Trainer Goran Djuricin für die kommende Saison bereits ankündigte. Sollte sich der 21-Jährige tatsächlich in der Viererkette mit starken Leistungen etablieren, würde er als Außenverteidiger mit Offensivqualitäten seinen Marktwert in luftige Höhen schrauben. Ein Experiment, das für Rapid lukrativ enden könnte.

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