"Würde gerne in Österreich arbeiten"

Markus Schupp absolvierte 173 Spiele für Sturm Graz
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Markus Schupp war einer jener Tausendsassa, die Graz Ende der 90er-Jahre zum Mittelpunkt Fußball-Österreichs beförderten. Im Gespräch mit SPOX erzählt der 51-jährige Deutsche, wie er beinahe beim GAK gelandet wäre und sagt: "Ich will wieder in Österreich arbeiten."

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Ende der 90er-Jahre war der heimische Fußball noch etwas anders gestrickt. Der SK Sturm generierte unter Sonnenkönig Hannes Kartnig die höchste Strahlkraft des Landes und holte recht ungebremst Spieler von internationalem Format nach Graz. Einer von ihnen war Markus Schupp, der zuvor über 100 Spiele für den FC Bayern absolvierte. Zwei Meisterschaften, den Cup und einige besondere Champions-League-Nächte machten den 51-Jährigen und das Kollektiv um Ivica Osim zu Legenden.

20 Jahre später lebt Schupp noch immer in Graz. In den vergangenen 14 Jahren arbeitete der Deutsche als Sportdirektor beim 1. FC Kaiserslautern, VfR Aalen und als Trainer beim KSC. Seine Familie blieb hier, Schupp pendelte und verlor den österreichischen Fußball nie aus den Augen. "Ich bin in ganz Österreich unterwegs, besuche regelmäßig Bundesliga-Spiele und Jugendturniere. In den unterschiedlichsten Stadien und Ligen. Ich will nah dran sein", sagt Schupp im Gespräch mit SPOX. Seit er Kaiserslautern Ende 2015 verließ, ist Schupp vereinslos. "Jetzt würde ich gerne im österreichischen Fußball arbeiten."

Beinahe ein Roter

Dabei hätte alles anders kommen können. Denn statt mit Sturm die ersten Meisterschaften der Vereinsgeschichte zu sammeln, wäre Schupp fast beim GAK gelandet. Ein Unglück, verhindert von Beinahe-Namensvetter Markus Schopp. "Mit ihm spielte ich beim HSV. Weil ich mich aber mit Felix Magath überworfen hatte, wechselte ich zum FC Basel. Dort rief mich später Klaus Augenthaler an. Als ich beim FC Bayern spielte, war er Co-Trainer von Giovanni Trapattoni. Klaus fragte mich, ob ich zum GAK kommen will. Ich antwortete: 'Klar, das kann ich mir vorstellen.' Immerhin ist Klaus ein super Junge", erinnert sich Schupp.

Ein ehemaliger Bayern-Kicker zum Stadtrivalen? Zu viel für den Stolz von Hannes Kartnig, der in der Lokalzeitung über das brisante Gerücht stolperte und rasch Markus Schopp befragte, ob Schupp ein Guter sei. "So entstand der Kontakt. Markus hat zu mir gesagt: Die Stadt wird dir gefallen. Aber wenn du nach Graz wechselt, dann geh' zu Sturm. Sturm ist der große Klub mit Tradition und Fan-Zuspruch. Der Arbeiterverein", sagt Schupp und lacht. "Ich bin ihm für seine Empfehlung noch immer dankbar." Kartnigs opulente Überredungskünste, die wirtschaftlichen Voraussetzungen, das brandneue Stadion und Ivica Osim machten den Transfer, der heute so kaum noch realisierbar wäre, schließlich möglich. 173 Spiele absolvierte Schupp schließlich für Sturm - nur für Kaiserslautern kickte er öfter.

"Osim? Menschlich überragend"

"Sturm Graz ist ein ganz wichtiger Teil im Leben meiner Familie", sagt Schupp. "Dass wir hier geblieben sind, ist vielsagend. Graz ist unsere Heimat." Mit der alten Garde pflegt Schupp noch immer Kontakt. Etwa mit Schopp, Gilbert Prilasnig, Günther Neukirchner, Darko Milanic oder Mario Haas. Vor wenigen Tagen telefonierte er mit Kult-Verteidiger Ranko Popovic, der Buriram United in Thailand trainiert. Dass all das ohne Trainer Ivica Osim nie möglich gewesen wäre, ist Schupp bewusst. "Osim hat einen ganz hohen Stellenwert. Er gehört nicht nur sportlich, sondern auch menschlich zu den besten Trainern, die ich jemals hatte. Er wirkte zwar verschlossen, aber wenn man intensiv und tiefer ins Gespräch kam, wurde er sehr redselig. Er hat Tag und Nacht an Fußball gedacht. Und menschlich? Überragend."

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Das besondere Flair von damals ist in Graz vielleicht schon verflogen, europäische Nächte sind für den Drittplatzierten aber wieder in Reichweite. "Sturm hat sich gefangen. Nach dem tollen Start kam ja doch eine längere Phase, in der sie sportlich nicht überzeugt haben", beurteilt Schupp seinen Ex-Verein. "Aber ich denke, Sturm wird ins internationale Geschäft kommen. Platz eins ist natürlich aussichtslos, aber Platz zwei bis drei ist möglich. Franco leistet nachweislich gute Arbeit."

"Freue mich sehr für Ralph"

Nachweislich gute Arbeit leistet auch ein anderer Ex-Kollege von Markus Schupp. Zwischen 2011 und 2013 arbeitete der damalige Mittelfeld-Allrounder beim VfR Aalen mit Ralph Hasenhüttl. Schupp als Sportdirektor, Hasenhüttl als Trainer: "Ralph hat uns nach dem Aufstieg in die zweite Liga auf eigenen Wunsch verlassen und bei Ingosltadt angeheuert." Die Schanzer führte Hasenhüttl in die Bundesliga und hielt die Klasse souverän. "Ich verfolge Ralph und ich freue mich sehr für ihn. Er hat sich von Jahr zu Jahr, von Verein zu Verein toll weiterentwickelt. RB Leipzig war der nächste Schritt. Und auch dort hat er sich persönlich entwickelt. Wirklich beeindruckend. Er formt Leipzig zu einer Champions-League-Mannschaft."

Hasenhüttls Erfolg mit RB Leipzig wird hoch eingestuft. Nicht nur in Deutschland. Neben Gerüchten um ein Engagement beim FC Bayern bringen englische Medien den Österreicher auch mit Arsenal in Verbindung. "Ich würde Ralph das zutrauen, so wie er sich entwickelt hat. Aber ich glaube, dass das zu einem großen Teil Spekulation ist. Wenn man oben steht, wird man gerne bei großen Klubs genannt", sagt Schupp. "Die ganz großen Klubs schauen auch auf Titel, Champions-League-Erfolge, internationale Erfahrung. Glanz ist dann schon ein Muss. Er ist bei Leipzig noch lange nicht fertig." Fertig ist auch Schupp nicht. Sein nächstes Engagement? Gerne in Österreich. "Auch wenn es aktuell nichts Konkretes gibt."

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