Schachners Kritik? "Bin anderer Meinung"

Lederer äußert sich zu Schachners Ansichten
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Während seiner Zeit bei der Admira hat sich Oliver Lederer in Österreich einen Namen als innovativer Trainer gemacht. Nach dem unliebsamen Abschied aus der Südstadt will sich der 39-Jährige nun weiterbilden. Im Interview mit SPOX verrät er, welche internationalen Coaches er dafür besucht. Zudem lobt der Wiener den Einfluss von Taktik-Bloggern und geht auf Walter Schachners Kritik an den Laptop-Trainern ein.

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SPOX: Wie verbringen Sie eigentlich Ihren Tag, seitdem Sie als Admira-Trainer freigestellt wurden?

Lederer: Natürlich fehlt aktuell etwas in meinem Leben, aber ich versuche, dieser Zeit etwas Positives abzugewinnen. Mir haben sich zwei Fragen gestellt: Wofür ist das alles gut und wie kann ich daraus gestärkt hervorgehen? Diese Reflexion ist wichtig. Trotzdem merke ich, dass mir meine Spieler als Menschen fehlen.

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SPOX: Hatten Sie schon Angebote von anderen Klubs vorliegen?

Lederer: Nein. Momentan will ich Abstand gewinnen. Mit dem Gedanken habe ich mich noch gar nicht beschäftigt. Bisher haben sich auch keine Vereine gemeldet.

SPOX: Wie bilden Sie sich als Trainer weiter?

Lederer: Ich absolviere gerade die UEFA-Pro-Lizenz-Ausbildung. Das verlangt uns Trainern sehr viel ab. Nun konnte ich endlich meine Portfolio-Arbeiten auf Vordermann bringen. Diese Woche werde ich beim FC Basel hospitieren, im März besuche ich Adi Hütter in Bern und statte auch Roger Schmidt bei Leverkusen einen Besuch ab. In Österreich will ich bei Oscar Garcia und Thorsten Fink vorbeischauen. Glücklicherweise habe ich die Möglichkeit, mich nun mit diesen Trainern auszutauschen. Das war in den letzten elf Jahren nicht möglich, da ich immer im Geschäft war.

SPOX: Sie haben bei der Trainerfortbildung des ÖFB zuletzt über Positionsspiel referiert. Was bedeutet dieser Begriff?

Lederer: Prinzipiell gibt es das Positionsspiel seit es den Fussball gibt. Pep Guardiola hat damit in den letzten zehn Jahren aber neue Maßstäbe gesetzt. Es geht darum, die Positionierung der eigenen Mannschaft auf den Gegner abzustimmen, um Räume optimal zu nutzen und Tore zu erzielen. Mit der Admira haben wir uns da auf einem guten Weg befunden. Die Distanzen zwischen den Spielern wurden gut gehalten. Für mich persönlich, ist das Positionsspiel der aussichtsreichste Weg zum Erfolg.

SPOX: Sie identifizieren sich also mit dieser Fußballphilosophie?

Lederer: Absolut. Ich beschäftige mich seit Beginn meiner Trainerlaufbahn damit. Meiner Meinung nach kann man die Spieler für diese Idee am besten begeistern. Natürlich darf die taktische Flexibilität nicht zu kurz kommen. Bei der Admira hatten wir in manchen Partien gar nichts mit Positionsspiel am Hut, da haben wir tief verteidigt und auf Umschaltmomente gewartet.

SPOX: Ist Positionsspiel dasselbe wie Ballbesitzfußball?

Lederer: Nein. Der Ballbesitz ist ein Mittel zum Zweck. Er kann überall stattfinden. Mit der Positionierung der Spieler hat er nur bedingt etwas zu tun.

SPOX: Lassen defensiv geprägte Trainer wie Jose Mourinho oder Diego Simeone auch eine Form des Positionsspiels praktizieren?

Lederer: Diese Größen traue ich mich als Oliver Lederer nicht zu bewerten. Ihnen ist es wahrscheinlich nicht ganz so wichtig, Dominanz auszustrahlen. Die großen Vertreter des Positionsspiels sind Guardiola, Thomas Tuchel (Borussia Dortmund, Anm.) und Jorge Sampaoli (FC Sevilla, Anm.). Vorreiter dieser Schule war der leider schon verstorbene Johan Cruyff.

SPOX: Wie wichtig ist im Positionsspiel die Dreiecksbildung, um als Ballführender immer zumindest zwei Anspielstationen zu haben?

Lederer: Prinzipiell geht es um diagonale Passlinien und sich im Rücken des Gegners, zwischen den Linien freizulaufen. Daher würde ich eher von Rauten als von Dreiecken sprechen. Die Distanz der Spieler zueinander muss so gewählt werden, dass man keine Angst vor dem Fehlpass haben muss, weil das Netz eng gesponnen ist und man sofort ins Gegenpressing kommt. Daher teile ich auch die Meinung mancher Experten nicht, dass diese Spielidee nur mit bestimmten Mannschaften umsetzbar ist. Im Gegenteil: Gerade bei der Admira haben wir gezeigt, wie auch ein Team mit nicht perfekten Einzelspielern fortschrittlich in diesem Bereich arbeiten kann. Natürlich haben wir das bei weitem nicht so gut beherrscht wie Top-Teams, aber wir waren überzeugt von dem, was wir tun. Und Überzeugung ist ein wesentlicher Faktor.

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