"Matej Jelic wird zu 100 Prozent aufgehen"

"Matej Jelic wird zu 100 Prozent aufgehen"
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Robert Beric ist zurück. Fast zumindest. Bei SPOX spricht Beric über seinen Heilungsverlauf, das Wiener Derby und den glücklosen Matej Jelic.

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Am 8. November des Vorjahres, so gegen 22 Uhr, musste Robert Beric seinen vorläufigen Lebensentwurf adaptieren. Lyons talentierte Mittelfeldhoffnung Jordan Ferri packte die Schere aus und erwischte das rechte Bein des slowenischen St. Etienne-Stürmers von hinten. Beric' Kreuzband war glatt durch, die Saison weitläufig beendet. Auf einen Anruf Ferris wartete Beric vergeblich. "Er hat nie mit mir gesprochen, er hat sich auch nie entschuldigt. Aber ich bin nicht böse - es ist seine Entscheidung. Es zeigt, was für ein Typ er ist. Für mich ist das kein Problem", sagt Beric im Telefonat mit SPOX.

Nun, fünf Monate später, ist der Ex-Rapidler auf dem Weg zurück. Beric trainiert bereits vorsichtig mit dem Ball, in zwei Wochen soll es dann mit dem Einstieg ins Mannschaftstraining klappen. "Mir geht es schon deutlich besser. Mit etwas Glück geht mein Wunsch in Erfüllung und es klappt noch mit ein, zwei Spielen in dieser Saison", sagt Beric, für den die Zwangspause keine neue Erfahrung ist. Schon 2009 riss sich der 24-Jährige das Kreuzband im anderen Knie. "Jetzt bin ich hoffentlich mit beiden durch", sagt Beric und lacht. "Durch meine erste Verletzung war es etwas einfacher. Ich wusste wie sich das anfühlt und was ich erwarten kann."

Haupt­städ­ter von einem anderen Planeten

Leicht hatte es der Stürmer in den letzten Monaten freilich trotzdem nicht. Seine Familie besucht ihn regelmäßig, seine Freundin wohnt nun bei ihm in der beschaulichen 172.000-Einwohner-Stadt St. Etienne. Dabei fing alles gut an. Als Rekordtransfer im Sommer 2015 präsentiert, marschierte Beric sofort in die Startelf. Fünf Tore in zwölf Spielen inklusive - bis ihn schließlich die heikle Knieverletzung stoppte. Zwar kam St. Etienne auch ohne Beric nicht vom Kurs ab, der Klub aus dem südfranzösischen Départements Loire liegt mit Rang sechs auf einem Europa-League-Quali-Platz, ein Konkurrent konnte sich im Angriff jedoch nicht etablieren. Ersatzmann Nolan Roux traf in 24 Spielen lediglich sechs Mal.

Recht gute Nachrichten für Beric, auch wenn der bescheidene Slowene dies nie äußern würde. "Ich hoffe, wir kommen noch unter die ersten vier, die Europa League wäre schön. Das entscheidet sich erst am Schluss. Alles ist ziemlich eng - bis auf Paris natürlich", erzählt Beric. "PSG ist schon unglaublich, ähnlich wie die Salzburger vor ein paar Jahren unter Roger Schmidt. Wie von einem anderen Stern, einfach unglaublich. Sie sind jetzt schon seit drei Wochen Meister - das kann für die Liga nicht gut sein. Hoffentlich wird es nächste Saison wieder knapper."

"Derby? Haben eh immer gewonnen"

Verhältnismäßig knapper läuft das Titelrennen in Österreich. Auch wenn Red Bull Salzburg, aktuell sechs Punkte vor Rapid, sich den goldenen Teller wohl nicht mehr nehmen lässt. "Ich schaue mir noch immer die Spiele im Fernsehen an und plaudere nachher von Zeit zu Zeit mit Spielern", sagt Beric. Die in Wien weit verbreitete Theorie, die Grün-Weißen wären mit Robert Beric im Sturmzentrum österreichische Meister, bringt ihn zum Lachen. "Aaaah, ich weiß nicht. Das ist schwer zu sagen. Sie haben ja noch immer eine Chance, denke ich. Hoffen darf man ja noch", stammelt Beric und klingt dabei trotzdem stolz.

Aufs Derby am Sonntag freut sich Beric schon. "Das Derby war für mich gar nichts Spezielles, wir haben ja eh immer gewonnen. Aber die Atmosphäre war natürlich immer fein, die Fans unglaublich", gibt sich Beric frech. Auch wenn hier sein Verdrängungsmechanismus eingesetzt haben dürfte - denn von fünf Spielen gewann Beric zwei Derbys, zweimal setzte es eine Pleite. Aber immerhin gelangen Beric gegen den Lieblingsfeind vier Tore und drei Vorlagen. Zahlen, von denen sein Nachfolger Matej Jelic momentan nur träumen darf. Seit sechs Spielen wartet der Neuzugang von MSK Zilina auf einen Treffer. Und der Druck steigt stetig.

"Ich kenne Matej aus dem Fernsehen. Ehrlich gesagt kann ich mich in ihn hineinversetzen. Die Liga ist für einen Stürmer echt nicht einfach, ich hatte bei Sturm ähnliche Probleme", sagt Beric, der seinem Nachfolger Mut zuspricht: "Wenn man sich an sein Umfeld gewöhnt hat, wird alles etwas leichter. Mit der Zeit wird Matej immer besser werden. Er ist ein guter Spieler, ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass er nächste Saison aufgehen wird. Bis dahin sollte er sich akklimatisiert haben." Dann muss Beric wieder in die Kraftkammer. Davor gibt er Jelic einen Tipp mit auf den Weg: "Vertraue der Mannschaft. Wenn du mit diesen Spielern einmal auf einer Wellenlänge bist, geht alles wie von selbst."