Der unbekannte Fernsehstar

Von Jakob Reisinger
In der Ostliga wird meist vor leeren Tribünen gespielt
© GEPA

Ismael Tajouri? In Österreich sagt der Name nur den Insidern der Ostliga etwas. In seiner Heimat Libyen kennt den 18-Jährigen beinahe jeder. SPOX weiß, warum.

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Ismael Tajouri spielt bei den Amateuren der Wiener Austria. In der Regionalliga-Ost hat der Stürmer in dieser Saison in 15 Spielen vier Tore erzielt, zwei weitere vorbereitet. In der Bundesliga hat der 166-cm-kleine Spieler bis dato noch nicht gespielt. Und dennoch wartete auf den violetten Nachwuchsspieler ein interessantes Interview.

"Ich wusste davon gar nichts, bis mich die Presseabteilung der Austria benachrichtigt hat, dass da jemand kommen wird, der ein Interview mit mir machen will. Ich glaube es war eine Agentur aus London oder so, die das Interview für einige Fernsehsender aus der arabischen Welt geführt hat." Das Fernsehteam filmte "Isi" beim Training und führte danach ein ausführliches Interview mit dem Jungspund. Zu sehen waren die Aufnahmen unter anderem auf Free Libya TV und auf Al Jazeera.

"Die Menschen dort kennen mich aber nicht nur wegen diesem Interview, sondern auch weil ich im Sommer mit der libyschen U20-Nationalmannschaft zwei Wochen im Trainingslager war." Dabei gab er in einem Testspiel gegen Marokko sein Debüt für sein Geburtsland. "Der Fußball ist etwas anders, weniger Taktik, weniger Laufarbeit, aber technisch eigentlich sehr gut."

Ob er in Zukunft wieder für Libyen spielen wird hängt auch davon ab, ob er die österreichische Staatsbürgerschaft bekommt. "Beim libyschen Team waren sie sehr zufrieden mit mir, aber ich weiß noch nicht genau, ob ich sicher für Libyen spielen werde. Es hängt in erster Linie davon ab, ob ich in nächster Zeit vielleicht die österreichische Staatsbürgerschaft bekomme", schließt er eine ÖFB-Zukunft nicht aus.

Auch mit der Bekanntheit geht es in Österreich langsam bergauf. Seit dem Trainingsbeginn am 7. Jänner trainiert Tajouri mit der ersten Mannschaft der Wiener Austria rund um Hosiner und Co. "Peter Stöger hat mir gesagt, dass ich mit ihnen trainieren werde und im ersten Training hat er mir dann auch gesagt, dass ich mit ins Trainingslager fahre."

Hartes Trainingslager in der Türkei

Das Trainingslager im türkischen Lara, in der Nähe von Antalya, ist die Belohnung für seine starken Leistungen im Herbst. In der Regionalliga Ost gelangen ihm in 15 Spielen vier Treffer und zwei Vorlagen. "Ich bin zufrieden mit meinen Leistungen im Herbst und habe auf meine Chance gewartet", sagt der 18-Jährige im Gespräch mit SPOX.

Die letzten Zweifel, sollte Peter Stöger solche noch gehabt haben, räumte Tajouri beim Hallenturnier im deutschen Göttingen aus. Bei diesem hochkarätig besetzten U19-Turnier (u.a. mit Schalke, Fulham, Dortmund,..) wurde er zum Spieler des Turniers gewählt. "Es ist bitter, dass wir zum zweiten Mal hintereinander im Finale verloren haben, aber wir haben super gespielt. Ich finde es natürlich toll, bester Spieler geworden zu sein, aber muss mich auch bei meiner Mannschaft dafür bedanken, sie haben mir diesen Erfolg erst ermöglicht."

Jetzt heißt es für den technisch-versierten Offensivspieler zum ersten Mal im Profi-Kader Gas zu geben und die harten Einheiten im Trainingslager in der Türkei zu verkraften. "Das Training mit der ersten Mannschaft ist sowieso immer hart, aber ich werde alles geben, bis ich nicht mehr kann. Ich will meine Chance nützen und werde alles tun, um oben zu bleiben", träumt der Offensivspieler von einem möglichen Bundesliga-Debüt im Frühjahr. Dann sollte der Name Ismael Tajouri auch zwischen Neusiedler- und Bodensee bekannt werden.