"Sind sauer, wie mit David umgegangen wird"

Von Markus Geisler
"Es wird zu viel draufgehauen, das ist nicht okay"
© GEPA

2016 war für David Alaba das komplizierteste Jahr seiner Karriere. Öffentliche Kritik, schlechte Außendarstellung, verpatzte EURO, die ewige Positionsdebatte. Das neue SPORTMAGAZIN beleuchtet Österreichs populärsten Fußballer und fragt im Umfeld nach.

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Wer in Zeiten wie diesen in David Alabas Umfeld recherchiert, stößt auf eine harte Mauer des Schweigens. David selbst lässt über den FC Bayern ausrichten, für Interviews in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Und das übrigens seit der EURO, also dem Zeitpunkt, seit dem er sich in der Öffentlichkeit ungerecht behandelt fühlt. Sein Manager Robert Schneider, der unter anderem auch Bastian Schweinsteiger vertritt, lehnt eine Interviewanfrage ebenfalls ab.

Dabei hätten wir gern von ihm gewusst, ob es nicht ein Fehler war, Alaba auf so vielen Werbehochzeiten (u. a. kika, Bank Austria, Coca-Cola, Eat the Ball) tanzen zu lassen, oder ob es nicht klüger wäre, auf den Social-Media-Kanälen weniger auf Ausflüge wie zu seinem NFL-Kumpel Odell Beckham Jr. hinzuweisen. Oder was dran ist am angeblichen Interesse von Pep Guardiola, ihn zu Manchester City zu holen. Selbst die Firma kika wollte sich zur Zusammenarbeit nicht äußern. Wenn man weiß, wie gern Werbetreibende sonst über ihre Testimonials sprechen, eine Absage mit Aussagekraft.

Auch sein engster Berater, Papa George Alaba, verweist am Telefon zunächst darauf, in diesem Jahr keine Zeit mehr für ein ausführliches Gespräch zu haben. Aber dann platzt es doch aus ihm heraus: "Natürlich sind wir sauer, wie in Österreich mit David umgegangen wird, auf die persönlichen Angriffe. Sachliche Kritik ist kein Problem, aber wenn einer wie Hans Krankl sagt, David spiele beim FC Bayern keine Rolle. Wer ist er, bitte? Selbst beim FC Bayern sind sie sauer und sagen: 'Was ist das für ein Land? David ist nicht nur eine Marke für Österreich, sondern eine Weltmarke, die wir zusammen mit dem FC Bayern aufgebaut haben.'"

Einmal in Fahrt, lässt er sich kaum stoppen: "Wie kommt dieser Jeannée dazu, in der 'Kronen Zeitung' solche Sachen zu schreiben? Die EURO ist scheiße gelaufen, das sage ich ganz ehrlich, aber warum wird ein halbes Jahr später immer noch darüber geredet und geschrieben? Und weil er in seiner Heimat schlecht behandelt wird, geht das auch nach außen, dann kommt sogar ein Bericht im 'kicker'. Die schreiben dann, er hat kein Mittelfeld-Gen. Aber nicht einmal Jupp Heynckes selbst konnte definieren, was das überhaupt sein soll. Es wird zu viel draufgehauen, das ist nicht okay."

Ein vielsagender Einblick in die verletzte Seele von David Alaba, die 2016 einige Kratzer abbekommen hat. Balsam schmiert dagegen ÖFB-Sportdirektor Ruttensteiner, der sich nach wie vor sicher ist, dass David die momentan komplizierte Situation meistern wird: "Er wird es schaffen, mit der Kritik umzugehen, sich den Druck zu nehmen, auch wenn es menschlich eine Herausforderung ist. So, wie er in seiner tollen Karriere immer Lösungen gefunden hat."

David Alaba im Steckbrief

Außerdem im neuen SPORTMAGAZIN:

+ Die besten Sportfotos 2016
+ Sven Hannawald im Talk
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+ David Alaba: Die Reifeprüfung
+ Damir Canadi: Eine Radikalkur

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