Der steile Aufstieg des Damir Canadi

Von Ralph Schön
Damir Canadi war vor Rapid mehr als dreieinhalb Jahre bei Altach
© GEPA

Jetzt ist es fix: Damir Canadi ist neuer Trainer des SK Rapid Wien. Der Wiener, der vor zehn Jahren noch im Unterhaus für Furore sorgte, coacht von nun an einen der größten Vereine Österreichs. SPOX stellt den 46-Jährigen vor.

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Damir Canadi macht von seiner Ausstiegsklausel im Vertrag beim SCR Altach Gebrauch und wechselt mit sofortiger Wirkung nach Hütteldorf zu Rapid Wien, wo er einen Vertrag bis Sommer 2018 unterschreibt. Fußballerisch angefangen hatte alles aber viele Jahre zuvor, als der gebürtige Wiener noch bei der Austria kickte.

Im Mai 1989 sorgte er bei einem Ablösespiel für Christian Prosenik gegen den ATSV Fischamend mit fünf Toren innerhalb von 15 Minuten für Furore. Mehr als ein Pflichtspiel für die Veilchen kann Canadi allerdings nicht vorweisen, drei Tage nach dem 16:0-Sieg im Südosten Wiens kam er gegen den Wiener Sportklub 17 Minuten zum Einsatz.

Canadi: Der Mann, der nie Trainer sein wollte

Es folgten Stationen beim FavAC, Altach, Stockerau, dem VfB Mödling, der Vienna, dem Wiener Sportklub, Schwechat, Parndorf, Deutschkreutz, Zwettl, Leopoldsdorf, Leobendorf und Fortuna 05. Der ganz große Durchbruch sollte Canadi nicht gelingen, ein angeborener Hüftschaden machte dem Mittelfeldspieler zu schaffen. Am Ende reichte es für 19 Spiele in der österreichischen Bundesliga sowie zwei Partien im U21-Nationalteam. Nach dem Ende seiner Profikarriere im Jahre 1997 widmete sich Canadi seiner Trainerkarriere, absolvierte nach einem Masseurkurs den Lehrgang zur A-Lizenz. Seit 2008 besitzt er auch die UEFA-Pro-Lizenz - und das, obwohl er ursprünglich nie Trainer werden wollte, wie er 2013 in einem SPOX-Interview erklärte. Der Grund: "Weil ich ein unangenehmer Spieler war. Ich selbst möchte keine Typen trainieren, die so sind wie ich früher war. Letztendlich hat sich aber alles ganz anders entwickelt."

Erste Trainererfahrungen machte Canadi schon als Spielertrainer bei Leopoldsdorf, 2002/03 steig er mit Fortuna 05 aus der Wiener Stadtliga in die Regionalliga Ost auf, wechselte kurz darauf aber wieder zurück in die vierte Leistungsstufe zum SV Donau. In weiterer Folge arbeitete Canadi beim PSV Team für Wien, ehe er gemeinsam mit Rachid Rachimow und Alfred Tatar als Co-Trainer nach Russland zu Lok Moskau übersiedelte. Nach knapp acht Monaten trennte sich der Klub allerdings von den Österreich-Exporten. Canadi übernahm nach einem Jahr Pause den FAC, der sich zuvor mit dem PSV fusionierte. Mit der Saison 2010/11 übernahm der Wiener den 1. Simmeringer SC und führte ihn in die Regionalliga. Nach nur zehn Runden dort wechselte Canadi auf die andere Seite Österreichs zum FC Lustenau, den er in der Ersten Liga vor dem Abstieg bewahrte.

"Nicht überheblich, sondern selbstbewusst"

Im Winter 2013 klopfte dann Altach an, Canadi nahm auch aufgrund der finanziellen Probleme in Lustenau dankend an. "Die sportlichen Herausforderungen waren die Hauptgründe. Dass sich Altach für mich entschieden hat, ehrt mich. Die letzten zwei Monate gab es Zahlungsrückstände, aber dass sich das so entwickelt, war nicht abzusehen", erklärte Canadi Anfang 2013 bei SPOX. Seine Ziele damals: "Ich möchte eine charakterstarke Mannschaft haben, die sich nicht überheblich, sondern selbstbewusst präsentiert." In der folgenden Saison gelang der Aufstieg in die Bundesliga, dort folgte der sensationelle dritte Platz und die Qualifikation für die Europa League.

Nach einer eher schwachen Saison 2015/16, die man am Ende als Tabellenachter abschloss, sorgen die Altacher und vor allem Canadi heuer erneut für Furore. Punktegleich mit Sturm Graz an der Tabellenspitze, zuletzt die Austria mit 5:1 wieder nach Hause geschickt. Der 46-Jährige ist ein Taktikfuchs, kann sein Team perfekt auf den Gegner einstellen. Jetzt geht es darum, mit Rapid wieder den Anschluss an sein Ex-Team zu finden, neun Punkte liegen aktuell zwischen Altach und den Grün-Weißen. "Jeder Trainer strebt nach oben und versucht sich ständig zu verbessern", waren Canadis Worte bei seinem Amtsantritt in Altach. Und er hat nicht nur sich, sondern auch den Verein auf das nächste Level gehoben. Mit Rapid wird es ähnliche Ziele geben, wenngleich die Arbeit in Hütteldorf, wo standesgemäß ein anderer Wind weht, ungleich schwieriger wird. Zu erwarten ist von dem Mann, der eigentlich gar kein Trainer werden wollte, dennoch einiges.