"Die Konkurrenz bei Bremen ist riesig"

Kainz sammelte zuletzt immerhin zwei Kurzeinsätze
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Mit viel Vorschusslorbeeren übersiedelte Florian Kainz im Sommer vom SK Rapid Wien zu Werder Bremen. 3,5 Millionen Euro wanderte für ihn von der Weser an die Donau. Die Erwartungen konnte er bisher aber kaum erfüllen. Im Interview mit SPOX klärt der 24-jährige Mittelfeldspieler über seine Schwierigkeiten in Bremen auf.

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SPOX: Wie hast du dich in Bremen eingelebt?

Florian Kainz: Privat geht es mir ganz gut. Sportlich könnte es besser laufen. Die Stadt gefällt mir. Sie erinnert mich ein wenig an meine Geburtsstadt Graz.

SPOX: Ihr musstet in den ersten vier Spielen nach der Winterpause ebenso viele Niederlagen einstecken. Warum läuft es bei euch nicht?

Kainz: Das ist schwer zu erklären. Wir haben eine gute Vorbereitung absolviert. Daher sind wir besonders enttäuscht. Jedes Spiel ging mit einem Tor Unterschied verloren. Wir hatten gegen Augsburg lange Zeit alles im Griff. Gegen Bayern und Dortmund haben wir gut mitgespielt. Das Match gegen Gladbach war schlecht, aber wir schauen nach vorne und wollen gegen Mainz unbedingt punkten.

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SPOX: Du durftest zuletzt ein paar Spielminuten sammeln. Bist du jetzt näher an der ersten Mannschaft dran als im Herbst?

Kainz: Das glaube ich schon. Ich habe die Vorbereitung genutzt und bin nun zu zwei Kurzeinsätzen gekommen. Im Herbst war ich ein paar Mal nicht im Kader. Ich hoffe, dass ich jetzt mehr Einsatzminuten bekomme.

SPOX: Die zwei Spiele waren gleichzeitig deine ersten unter Chefcoach Alexander Nouri. Er hat lange Zeit auf deine Dienste verzichtet. Was hat sich in der Winterpause geändert, dass er dir nun mehr Spielzeit schenkt?

Kainz: Der Kader ist verkleinert worden. Daher kann ich mich jetzt noch mehr empfehlen. In der Öffentlichkeit wurde immer wieder eine Leihe ins Spiel gebracht, aber ich habe von Anfang an gesagt, dass ich auf jeden Fall bleibe. Der Verein sah das genauso.

SPOX: Kommt dir das neue 3-1-4-2-System entgegen?

Kainz: Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Ich kann sowohl links als auch zentral spielen. Gegen Bayern bin ich auf der Acht zum Einsatz gekommen, gegen Dortmund am Flügel. Ich bin flexibel.

SPOX: In der letzten Saison warst du bei Rapid in 33 Liga-Spielen an 26 Treffern direkt beteiligt. Wie erklärst du dir, dass du bei Bremen bisher kaum Einsätze sammeln konntest?

Kainz: Das ist natürlich auch der Konkurrenz geschuldet. Serge (Gnabry, Anm.) ist am letzten Transfertag gekommen. Fin (Bartels, Anm.) hat auch super gespielt. Dazu sammelte auch Izet (Hajrovic, derzeit verletzt, Anm.) viele Einsätze. Die Konkurrenz ist riesig. Das war für mich eine große Umstellung. Im Training ist es mir mit der Zeit immer besser gegangen. Auch die Freundschaftsspiele habe ich nutzen können.

SPOX: Musst du dir irgendwelche Vorwürfe machen?

Kainz: Nein. Ich habe im Training immer alles gegeben. Es gab eine Zeit am Anfang der Saison, als ich nicht hundertprozentig mit mir zufrieden war. Da habe ich vielleicht nicht so trainiert, wie ich es von mir selbst erwartet hatte. Es gibt immer Sachen, die man verbessern kann.

SPOX: Du hast vorhin die Verpflichtung von Serge Gnabry angesprochen. Warst du enttäuscht, dass dir der Verein so einen Spieler vor die Nase setzt?

Kainz: Nein. Ich habe die Situation so angenommen wie sie ist. Serge ist ein wichtiger Spieler für uns. Ich muss aber auf mich schauen und mich ständig verbessern, um da zu sein, wenn ich gebraucht werde.

SPOX: Wärst du auch zu Werder gewechselt, wenn Gnabry schon vor dir hier gewesen wäre?

Kainz: Ich bereue den Transfer zu Bremen auf keinen Fall. Das war gut überlegt. Aber natürlich ist die Konkurrenz dadurch größer geworden.

SPOX: Du sprichst immer wieder mit eurem Mentaltrainer Andreas Marlovits. Wie schaut eure Zusammenarbeit aus?

Kainz: Ach, das wurde medial aufgepusht. Andreas Marlovits ist bei unseren Trainings oft dabei. Da rede ich mit ihm ab und zu. Das sind lockere Gespräche. Ich nehme so ein Angebot gerne an, wenn der Verein die Möglichkeit dazu bietet.

SPOX: Wie groß ist der Unterschied zwischen den Trainingseinheiten in Österreich und nun in Deutschland?

Kainz: Das merkt man schon sehr. Wir hatten im Herbst einen riesigen Kader. Jeder Einzelspieler bringt viel Qualität mit. Das Training ist dementsprechend intensiv. Die Situation ist überhaupt nicht mit dem letzten Jahr zu vergleichen. Damals habe ich über die ganze Saison 47 Partien bestritten. Wir haben mehr gespielt als trainiert, weil wir viel regenerieren mussten. Auch das Rundherum - das Stadion, die Infrastruktur - ist in Deutschland viel professioneller.

SPOX: Warst du von diesem großen Sprung überrascht?

Kainz: Nein. Ich habe mein ganzes Leben lang die deutsche Bundesliga verfolgt. Ich habe das auf keinen Fall unterschätzt.

SPOX: Hast du noch viel Kontakt zu deinen ehemaligen Mitspielern bei Rapid Wien?

Kainz: Ja, ich habe dort viele Freunde gefunden und verfolge den Verein natürlich nach wie vor. Thanos Petsos ist gleichzeitig mit mir nach Bremen gewechselt. Mit ihm habe ich mich gut verstanden. Nun wünsche ich ihm alles Gute bei Fulham.

SPOX: Wirst auch du im Sommer eine Veränderung andenken, falls sich bis dahin nichts an deiner prekären Situation ändert?

Kainz: Über das habe ich mir bis jetzt noch keine Gedanken gemacht. Ich habe mich bewusst für Werder Bremen entschieden. Daher wollte ich im Winter auch zu keinem anderen Verein wechseln. Ich konzentriere mich voll auf die kommenden Aufgaben. An den Sommer habe ich noch überhaupt nicht gedacht.

SPOX: Könntest du dir auch vorstellen, per Leihe nach Österreich zurückzukehren oder willst du im Ausland bleiben?

Kainz: Über so etwas denke ich nicht nach. Wichtig ist, dass wir jetzt unsere Spiele gewinnen und Punkte holen. Das klingt vielleicht abgedroschen, aber alles andere ist sekundär.

SPOX: Werder-Legende Uli Borowka hat zuletzt ordentlich gegen den Verein ausgeteilt und unter anderem deine Verpflichtung kritisiert. Was hältst du ihm entgegen?

Kainz: Nichts. Es ist klar, dass die Leute uns in so einer Situation kritisieren. Das ist ganz normal. Jeder darf seine Meinung äußern. Ich habe die Aussagen nur am Rande mitbekommen. Ich möchte sie aber nicht kommentieren.

SPOX: Beschäftigt ihr euch intern mit solchen Aussagen?

Kainz: Nein. Jeder Spieler weiß, in welcher Situation wir stecken. Wir trainieren hart und werden alles geben, um gegen Mainz drei Punkte einzufahren.

Der Steckbrief von Florian Kainz

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