Eine gute oder schlechte Entwicklung?

Von SPOX Österreich
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Der beliebteste Sport der Welt ist und bleibt der Fußball. Diese These würde wohl jeder unterschreiben, ohne mit der Wimper zu zucken.

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Eine Statistik von Sports Betting Online offenbart das weltweite Google-Suchverhalten über den Zeitraum von einem Jahr. Für was interessieren sich Europäer, Afrikaner und Asiaten am meisten? Wie könnte es anders sein, die meistgesuchte Sportart ist in 95 Ländern tatsächlich der Fußball, und steht damit klar an der Spitze. An der Beliebtheit des konkurrenzlosen Ballsports wird sich vermutlich in den nächsten Jahrzehnten auch nichts ändern - oder etwa doch?

Denn eine Sache ändert sich tatsächlich im Laufe der Zeit immer wieder: Das Regelwerk. Sowohl für die Spieler verändert sich damit das Spiel, weil beispielsweise die Technologie, die unter anderem für die Unterstützung des Schiedsrichters immer bedeutender wird, fortschreitet und dauerhaften Einzug ins Regelwerk hält. Doch auch die Regeln für die Fans und Zuschauer werden immer strenger: Ein generelles Rauchverbot steht zur Debatte, Hooligans werden als ernsthaftes Problem wahrgenommen und in Zukunft möglicherweise aus Stadien verbannt, Spruchbänder, Fahnen, Fangesänge & Co. sollen mit Geldstrafen sanktioniert werden, worunter in gewisser Weise auch die Meinungsfreiheit und die Möglichkeit, diese zu äußern leidet.

Aber welche genauen Regeln gibt es eigentlich für Zuschauer und Fans? Wie sieht die Zukunft des Fußball-Regelwerks im Detail aus, wie haben sich die Regeln im Laufe der Zeit verändert? Und was ist von den Entwicklungen letztlich zu halten?

Die Ursprünge der Regeln im Fußball

Die Anfänge des Spiels und die ersten Regeln

Die offizielle Geschichte der modernen Fußballsportarten wird immer gerne England zugeschrieben. Der Fußball, wie wir ihn heute kennen, stammt im Wesentlichen auch tatsächlich aus dem England der frühen Industrialisierung - ähnliche Triebballspiele, von denen das Fußballspiel letzten Endes aber abstammt, gab es schon viel früher.

So kannten im 3.Jahrundert v. Chr. die Chinesen bereits ein fußballähnliches Spiel namens Cuju. Obwohl das Spiel und dessen Existenz überliefert sind, ist von den Regeln des damaligen Spiels in China nichts mehr bekannt. Das Spiel wurde damals auch weniger als Freizeitbeschäftigung betrieben, sondern war Teil des Militärischen Ausbildungsprogramms.

Später wurde das Sportspiel dann auch im Volk beliebter. Mit Hilfe von Regeln wurde versucht, Gewalt und Ruppigkeiten zu vermeiden, die beim Militär sicher an der Tagesordnung waren. Die ersten Regeln wurden beim Fußball also zum Schutz der Spieler, aus gesundheitlichen Gründen und somit auch zur Fairness des ganzen Spiels für alle Beteiligten eingeführt.

Bis 600 n.Chr. war das als Zu Qin umgetaufte Spiel, der damalige chinesische Name für Fußball, sogar ein Nationalsport, der sogar in einer Profiliga ausgetragen wurde. Dafür wurde ein dem heutigen Ball ähnlicher luftgefüllter Ball verwendet und verschiedene genaue Regeln zu den Toren, ein Torhüter und ein Spielführer, der heutige Schiedsrichter eingeführt. Etwa einhundert Jahre später jedoch geriet das Ballspiel wieder völlig in Vergessenheit, weshalb es häufig auch heißt, dass das damalige chinesische Spiel im Grunde eine "Parallelentwicklung" zum westlichen Fußball darstellte und mit dem heutigen Spiel wenig, bis gar nicht in Verbindung steht.

Fußball vor 500 Jahren

Noch vor rund 500 Jahren wurden regelmäßig unter dem Überbegriff der Treibballspiele verwandte Kampfspiele in Frankreich und Italien betrieben, die dem heutigen Fußball ähnlich, aber deutlich brutaler waren. Hin und wieder finden noch immer Traditionsspiele in Italien statt, die wie das klassische "Calcio Storico" ausgetragen werden.

In England wurde seit dieser Zeit ebenfalls Fußball gespielt, indem zwei Dörfer versuchten, einen Ball in das gegnerische Stadttor zu befördern. Das "Spielfeld" lag dabei immer zwischen zwei Dörfern, auch wenn diese zahlreiche Kilometer voneinander entfernt lagen. Bei jenem "Fußballspiel" war alles erlaubt, es gab gar keine Regeln, weshalb schlimme Verletzungen häufig vorkamen und als Teil des Spieles lange Zeit hingenommen wurden. Die Spiele waren so brutal, dass sie von Kirche und Krone mehrere Male verboten wurde. Nach der Industriellen Revolution und Anfang des 19. Jahrhunderts ging ihre Bedeutung daher auch immer mehr zurück.

Das moderne Fußballspiel

Der moderne Fußball konnte fast genauso, wie er noch heute praktiziert wird, erst Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen. Die Grundlage für ein zivilisiertes und geregeltes Spiel war an Universitäten und Privatschulen in England gegeben, sodass das Spiel dort zur "Leibesertüchtigung" eingeführt wurde. Allerdings waren die Regeln zu Beginn noch alles andere als einheitlich, weshalb verschiedene Universitäten nur selten gegeneinander antreten konnten ohne sich über das Regelwerk zu streiten.

1848 verfassten Studenten der Universität Cambridge schließlich die ersten Fußballregeln, die sich schließlich nach und nach an mehreren Orten durchzusetzten. Nach jenen Regeln bestand eine Mannschaft aus 15 bis 20 Spielern. Unter Umständen durfte der Ball hier anfangs noch in die Hand genommen, jedoch nicht getragen werden. Im Jahr 1863 wurde in London schließlich die Football Association (FA) gegründet. Das von ihr verfasste umfangreiche Regelwerk förderte die Entwicklung des gesamten Fußballs. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Regeln dazu, im Jahr 1874 dann auch ein erster offizieller Schiedsrichter.

Das erste verbriefte Fußballspiel auf deutschen Boden fand 1865 in Stuttgart statt. 35 Jahre später, im Jahr 1900, bildete sich mit dem mit DFB, dem Deutschen Fußball-Bund ein erster wichtiger übergeordneter Verband mit festem Regelwerk.

Am 21. Mai 1904 wurde schließlich auch die FIFA, die Fédération Internationale de Football Association gegründet, deren Aufgabe bis heute unter anderem darin besteht, über Vorschläge zu Änderungen der Fußball-Spielregeln zu beraten.

Regeln für die Fans

Allgemeines für Zuschauer

Im Gegensatz zu den Regeln auf dem Fußballplatz, die heutzutage in genauen Regelwerken festgesetzt sind, gelten für die Fans und Zuschauer auf den Rängen in Fußballstadien heute noch keine allgemeinen oder gar internationalen Regeln. Abgesehen von den AGB's, denen beim Ticketkauf zugestimmt werden muss, die aber nicht wirklich als "Regeln" angesehen werden können, gibt es dennoch Ordnungswidrigkeiten, die bei Nichteinhaltung verfolgt und mitunter bestraft werden können. Wer gegen diese Regeln verstößt, muss also im schlimmsten Fall nicht nur mit einem Stadionverweis oder mit einer Einlassverweigerung, sondern eventuell sogar mit einer Anzeige und einem Strafverfahren rechnen.

  • Zwar darf jeder Mensch ein Stadion betreten, solange er sich den Vorschriften nach verhält, Tiere jedoch dürfen nicht ins Stadion. Egal ob Hund, oder Hausratte - der tierische Anhang muss zu Hause bleiben.
  • Gleiches gilt für Drogen in jeglicher Form. Weder eigener Alkohol, noch härtere Drogen dürfen ins Stadion mitgenommen werden. Eine Ausnahme bildet die neben Alkohol in Deutschland am häufigsten konsumierte Droge, der Tabak. Zigaretten dürfen selbstverständlich ins Stadion mitgenommen und müssen nicht etwa dort erst gekauft werden.
  • Für Hooligans und Hardcorefans, die es in Stadien gerne richtig krachen lassen, gibt es schlechte Nachrichten: Alle Arten von Rauchbomben, Rauchpulver oder andersartiger Pyrotechnik sind strengstens verboten. Auch wenn die meisten Betroffenen sich dieses Umstandes sowieso bewusst sind, kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden. Nicht nur machen sich extreme Fans mit derlei Taten strafbar, sie schaden auch dem Ruf aller Fußballfans und damit in gewisser Weise dem des Sports.
  • Nicht nur Alkohol, sondern auch Glasflaschen und in vielen Fällen alle verschiedenen Arten von Behältnissen für mitgebrachte Getränke sind in Stadien verboten. Lebensmittel sollten immer im Stadion gekauft werden.

Bekleidung und Accessoires im Stadion

Der Bekleidung und eventuellen Gesichtsbemalung und sonstiger Dekoration des eigenen Körpers sind in den meisten Stadien keinerlei Grenzen gesetzt. Ganz zum Ärgernis vieler Fans, die hinter einem der geschmückten Zuschauer sitzen: Riesige Hüte etwa, welche die Sicht auf das Spiel versperren sind nicht verboten, sollten aber abgenommen werden, damit jeder der Fans für seine bezahlte Karte auch das zu sehen bekommt, weshalb er das Stadion besucht. Es gilt hier immer noch, dass jeder den anderen respektieren und Rücksicht nehmen sollte.

Allerdings gibt es, gerade auch im Zuge bestimmter großer Turniere, immer wieder Stadienordnungen, die gewisse Dinge strengstens verbieten und als offizielle Regeln festsetzen. So veröffentlichte die UEFA im Zuge der Fußball-Europameisterschaft 2016 beispielsweise eine Liste, auf der diverse Regeln auch bezüglich der Kleidung, und in die Stadien mitgebrachter Accessoires festgeschrieben waren. Dazu gehörten Selbstverständlichkeiten wie Waffen und potenzielle Wurfgeschosse, aber auch Werbeutensilien von Unternehmen, welche die EURO nicht sponserten. Auch Gasspraydosen, ätzende und brennbare Substanzen, sowie Farben und Behälter mit gesundheitsschädlichen Substanzen befanden sich auf der Liste der UEFA.

Ebenfalls sind in fast allen Stadien Sachen und Gegenstände, die als Hieb-, Stoß-, oder als Stichwaffen Verwendung finden können verboten - insbesondere Helme, Stockschirme, Leitern und andere sperrige Utensilien.

Rauchen im Stadion

Während das Rauchen in dem meisten Kneipen, Bars und Restaurant in Deutschland bereits verboten ist, kann in vielen Fußballstadien noch ohne Probleme gequalmt werden, was das Zeug hält. Seit Jahren kämpft die Vereinigung Pro Rauchfrei e. V. aber für ein generelles Rauchverbot in den Stadien der Bundesliga. Und das mit allmählichem Erfolg: Denn mit dem 1. FC Köln, Bayer 04 Leverkusen und der TSG 1899 Hoffenheim haben aktuell immerhin bereits 3 Vereine von 18 aus der höchsten deutschen Spielklasse das Rauchen auf den Tribünen komplett untersagt. In Köln und Sinsheim darf sogar auf dem gesamten Stadiongelände nicht mehr geraucht werden. Das Rauchverbot in Leverkusen gilt dagegen nur für die Tribünen selbst, nicht aber für den Stadionumlauf.

In vielen weiteren Stadien der diversen Bundesligisten wurden zumindest spezielle rauchfreie Blöcke eingeführt, in denen das Rauchen streng verboten ist. Diese Bereiche sind in den meisten Fällen Familienblöcke in denen überdurchschnittlich viele Familien mit ihren Kindern sitzen, die vom Rauch während des Spiels nicht beeinträchtigt werden sollen.

Tendenzen für die Zukunft der Fußballregeln

Fußballregeln zur neuen Bundesligasaison

Immer wieder verändern sich auch die deutschen Fußballregeln für die Spieler aus unterschiedlichsten Gründen. Manche Regeln werden erweitert oder dem Regelwerk völlig neu hinzugefügt. Dazu zählen mitunter Regeln, die aufgrund der fortschreitenden Technik vor einem bestimmten Zeitpunkt zwar sinnvoll gewesen wären, aber deren Umsetzung schlichtweg nicht möglich war. Andere, meist kleinere Details kommen von Saison zu Saison neu hinzu oder werden abgeschafft. Während für die Bundesligasaison 2016/2017 ganze 95 teils einschneidenden Regeländerungen hinzugefügt wurden, beziehen sich die Änderungen für die Saison 2017/2018 nur noch auf wenige Details. Dennoch sind sie nicht zu verachten, denn einige Grundsätze wurden ebenfalls bedacht:

  • Nationale Fußballverbände beispielsweise dürfen nun bis zu maximal fünf Auswechslungen erlauben. Ausgenommen davon ist die höchste Spielklasse.
  • Jegliche verbale Vergehen werden ab jetzt mit einem Freistoß bestraft.
  • Torjubel infolgedessen Sicherheitsprobleme entstehen, werden mit der Gelben Karte bestraft.
  • Begeht ein Torhüter ein Vergehen, durch welches ein Elfmeter wiederholt werden muss, wird auch er mit der Gelben Karte verwarnt.

Technische Hilfe für Schiedsrichter

Die wohl massivste Änderung im Regelwerk der deutschen Bundesliga, die gleichzeitig auch die umstrittenste Änderung zur neuen Saison darstellt, bezieht sich auf den Schiedsrichter. Von nun an sollen er und seine Entscheidungen mit Kameras unterstützt und beeinflusst werden: Videobeweise sollen in erster Linie extreme Fehlentscheidungen des Unparteiischen verhindern. Tore, die zu Unrecht gefallen sind, können von nun an mittels Videobeweis zurückgenommen werden. Außerdem können Spieler beispielsweise nach dem genauen Studieren des Videomaterials mit der Roten Karte des Feldes verwiesen werden. Die Lager sind nicht nur in Deutschland gespalten: die einen klagen darüber, dass die Technik dem Schiedsrichter den Job wegnimmt; Fehlentscheidungen seien eben ein Aspekt des Spiels und nur menschlich. Andere wiederum plädieren für absolute Korrektheit und halten den Videobeweis für längst überfällig.

Doch der Videobeweis ist nicht das erste und einzige technische Hilfsmittel für Schiedsrichter. Besonders umstrittene Entscheidungen der Fußballgeschichte, die Fußballvereine teilweise teuer zu stehen kamen, führten zur Einführung von diversen technischen Hilfsmitteln. Bereits seit einigen Jahren sind zum Beispiel Torlinien-Technik zur Überprüfung der vollen Umdrehung des Balles hinter der Torlinie und das Freistoßspray im Einsatz.

Regelvorschläge des Fußballgremiums IFAB

Deutlich ungewöhnlicher und extremer dagegen sind die neuen Regelvorschläge des International Football Association Board (IFAB), einer der traditionellsten Institutionen des Weltfußballs. Acht Mitglieder des IFAB, davon vier aus England, Schottland, Wales und Nordirland und vier Mitglieder vom Fußballweltverband Fifa stimmen über die Rahmenbedingungen der neusten Vorschläge ab.

In einem recht jungen Strategiepapier wurden Regelskizzen für den Fußball der Zukunft angefertigt, die den ein oder anderen Fan, sowie die meisten Spieler nicht wenig ins Staunen und Grübeln bringen dürften. Einige davon lauten wie folgt:

  • Die bisherige "Brutto-Spielzeit" soll von 90 auf 60 Minuten reduziert werden. Dagegen soll die Uhr bei jeder kleinen Unterbrechung angehalten werden.
  • Die Nachschussmöglichkeit nach dem Elfmeter soll abgeschafft werden.
  • Erst bei einer Spielunterbrechung kann ein Spiel abgepfiffen werden.
  • Wer den Schiedsrichter eindeutig kritisiert, muss mit Tor- oder Punktabzug rechnen.
  • Falls ein Torwart einen Rückpass mit der Hand aufnimmt, gibt es keinen indirekten Freistoß mehr, sondern einen Elfmeter.

Ob die Regeln des IFAB in Zukunft Anklang finden und durchgesetzt werden, bleibt fragwürdig. Dennoch kommen sie nicht von ungefähr, beträgt doch die Brutto-Spielzeit zurzeit zwar 90 Minuten, die "Netto-Spielzeit" jedoch, also die Zeit, in welcher der Ball tatsächlich im Spiel ist, im Schnitt nur knapp 56 Minuten.

Fans und ihre Stimme: Die Meinungsfreiheit im Stadion

Abseits mehr oder weniger konventioneller Regeländerungen aus verschiedensten Gründen, entstehen hin und wieder Debatten um Verbote und Regeln, die eine konkrete Ursache bei Spielern oder Fans haben. Derzeit stehen die Fans und ihre Meinungsfreiheit, sowie das Verhalten von Ultras und Hooligans im Fokus und werden heiß diskutiert.

Die Meinungsfreiheit der Zuschauer und Fans bezieht sich in erster Linie auf Utensilien der Fankultur, wie Blockfahnen, Spruchbänder, Doppelhalter und Fangesänge. Seit langem gehören diese "Accessoires" zur wahren Fankultur und nicht erst seit gestern sind die Sprüche häufig nicht nur lustig und kreativ, sondern mitunter eben auch recht verletzend und unter der Gürtellinie. Doch nach Artikel 5 (1) des Grundgesetzes gilt eigentlich: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten [...]". Rein theoretisch dürften Stadionbesucher also ihre Meinung, egal in welcher Form, verbal oder schriftlich während des Spiels kundtun. In der Praxis sieht das allerdings anders aus, denn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) begann in den letzten Jahren damit, Fangruppen und einzelne Fans, die eine bestimmte Grenze überschritten, systematisch mit Geldstrafen zu sanktionieren.

Der Trend geht also auch in Fußballstadien immer mehr in Richtung extremer Kontrolle und Einschränkung des Meinungspluralismus. Zurecht entsteht die Sorge, dass die freie Meinungsäußerung in Stadien zukünftig immer weiter eingeschränkt wird. Fans sollten sich daher nicht zu sehr einschüchtern lassen und weitermachen. Dennoch muss bedacht werden, dass Fußballspiele, trotz aller Öffentlichkeit, private Veranstaltungen sind. Bei ihnen gilt das Hausrecht; der DFB kann also offensichtlich klaglos Geldstrafen verhängen.

Letztlich muss sich mit solchen Problemen gemeinsam auseinandergesetzt werden: Vereine sollten sich um ihre Fans kümmern und sich mit deren Meinungen auseinandersetzen. Ein gestärktes Verhältnis zwischen dem Verein und der Fangemeinde fördert mitunter das Gemeinschaftsgefühl und führt zu akzeptablen Kompromissen.

Hooligans, Pyros und die Sicherheit der Gesundheit

Infolgedessen würde vielleicht auch die extremste aller Fanfronten einen Gang zurückschalten: Die Gemeinde der Hooligans und Ultras, aus deren Rängen immer wieder einzelne Gruppierungen oder Einzelpersonen auch Grenzen der Moral und der körperlichen Unversehrtheit überschreiten.

Seit den 90er Jahren übernahmen vorwiegend die Ultras die Regie in den Fankurven deutscher Stadien. Und obwohl es nicht immer gewalttätig zugeht und viele Spiele reibungslos ablaufen, kommt es regelmäßig zu Ausbrüchen der Gewalt, bei denen Züge gegnerischer Fans überfallen werden, Pyrotechnik im Stadion abgefackelt wird, sodass vom Spiel kaum noch etwas zu sehen ist und sich ganze Gruppen vor oder nach einem Spiel treffen, um sich zu prügeln. Da bei derlei Ausbrüchen hin und wieder auch eigentlich Unbeteiligte, sowie zahlreiche eingreifende Einsatzkräfte der Sicherheit und Polizei verletzt werden, greifen einige Vereine hart durch: Wer ein Ticket fürs Stadion kaufen will, muss den Personalausweis vorlegen. Bei Gewaltausbrüchen gibt es Stadionverbot. Unter derlei Eingriffen in den Datenschutz leiden also aufgrund der Ultras und Hooligans mitunter alle Fans eines Vereins. Dennoch scheint ein derartiges Vorgehen unvermeidlich, soll die Gewalt der Extremen Fans in Zukunft eingedämmt oder ganz verhindert werden. Schließlich ist Fußball trotz all der Regeln immer noch ein Sport und keine Veranstaltung, zur der sich getroffen wird, um sich gegenseitig zu verprügeln. Dafür gibt es andere Anlässe und Plätze, bei der Unbeteiligte nicht Opfer der idiotischen Exzesse werden.